Transalp 2003!  2.Tag


Sonntag 31.08.03
2.Etappe Sterzing- Pfunderer Joch- Vintl
47,44 km
1664 hm

Fahrtzeit Hp: 5:11
Fahrtzeit Alex: 3:34

Tourenzeit: 7:00


Übernachtung in Pension


Highlight: Pfundererjoch

 

Es regnet in der Nacht. Unser Zimmer ist im DG, und wir hören die Tropfen auf das Dach prasseln. Wir lümmeln uns tiefer unter die Decke und lassen den jeweils anderen den Vortritt beim Aufstehen! Doch die denken wohl alle ähnlich und es dauert, bis wir bei diesem Wetter in die Gänge kommen.

 

Das Frühstück ist so gut wie das Abendessen. Aber trotz ausgiebiger Lektüre der Welt am Sonntag ist es dann auch irgendwann vorbei. Wir stehen in Regenklamotten vor dem Hotel, und beratschlagen noch mit den anderen Transalpbikern, die unsere Herberge teilten. Es nutzt alles nichts wir rollen los!

Zunächst von einer hübschen Polizistin geleitet finden wir den Weg aus Sterzing hinaus. Am Bahnhof vorbei und dann in  Richtung  bis Fussendrass auf Bitu. Die Gischtfontänen der vorbeiziehenden Wagen spritzen ins Gesicht, aber der Anstieg bringt uns trotz kühlendem Nieselregen auf Temperatur. Sündhaftteure Atmungsaktive Gore Plus TEAED und was weiß ich nicht für Systemjacken sind bei diesem Wetter genau so beschissen wie Markus Aldi Jacke. Der ist zu 100 % nass und die Goretexer zu 98%. Was die in der Bike und Co so alles testen lässt einen manchmal die Haare abstehen. Beim beständigen und unentwegten bergauf pedalieren hat man ja schließlich auch Zeit über Systemjacken und die sonstigen Dinge des Lebens nachzudenken.

 

Wir verlassen den Asphalt und fahren in den Wald. Hier erwartet uns eine neue Herausforderung. Wir müssen den Wildbach dreimal queren. Wohl dem, der mit uns im Winter schon an der Daubach trainiert hat.

In Fussendrass hört der Spaß dann auf. Es geht jetzt richtig bergauf! Viehisch steil, Serpentine um Serpentine geht es hinauf. Ich bin schon nach wenigen Metern auf meinem 34 er Rettungsring, und verlängere die Geraden zwischen den Serpentinen mit weiteren Kehren. Der Weg scheint uralt zu sein, und ist bergseitig mit einem sonderbaren Bordstein versehen. Ich rätsele für was wohl eine Straße in diese Einöde gebaut wurde. Holz, Erz oder sonstige Bodenschätze. Ich weiß es nicht. Über 1600 m Aufstieg am Stück, da ist ja schließlich Zeit zum Denken.

An der Baumgrenze bei ca. 2000 m ist Halbzeit und Schnitzelpause. Ein Almöhi taucht mit einer Mords Fahne und einer Schüssel Nudeln aus dem Nichts auf. Er murmelt uns etwas unverständliches zu und verzieht sich in seine Almhütte, aus der warmer Rauch aufsteigt. Ach was für ein Leben hier oben! Keine Termine, kein Stress......

 

Der Weg mit dem sonderbaren Bordstein geht weiter nach oben. Es ist zwar nicht mehr so steil, aber dafür ist der Weg kaum noch fahrbar. Dicke Steine zwingen immer wieder zum Absteigen und schieben, was wir dann auch bis zum Gipfel tun.

  Der Regen hat aufgehört. Teilweise sind Schneegeriesel in der Luft und oben am Pfundererjoch ist es teilweise weiß. Frieren: Ich ziehe meine Regenhose an, und tausche sie spätestens nach dem Gipfel mit den Beinlingen. Mir läuft nur so die Brühe an den Beinen herunter.

 

Der Weg ist stark verfallen, war aber unzweifelhaft inklusive Bordstein bis über 2500 m geführt. Ich werde der Sache nachgehen. (Mussolini hat den Weg spendiert, weil er in den zwanziger Jahren Muffen vor den Österreichern hatte, die ja Südtirol gerade verloren hatten.)

  Am Gipfel machen Christoph und ich das obligatorische Gipfelfoto, und erhöhen das Joch um ca. 15 cm durch Steine aufstapeln auf das Steinmännchen (sind wir vom Höchst her so gewohnt). Die anderen sind auf und davon.

 

 

Dann beginnen wir die Abfahrt!

Es beginnt eine supergeile Trialabfahrt, die ich bis auf wenige Ausnahmen fahre. Wow 1600 hm kaputt machen, da lohnt sich der Aufstieg. Und dann noch so ein geiler Pfad. Ich bin in meinem Element. Weit unter uns sehen wir irgendwann die Weitenbergalm, aber bis dahin ist es Gott sei dank noch ein bisschen Singletrail!

Auf der Alm begrüßen uns die Hausschweine im Hof, und die anderen in der warmen einfachen, aber saugemütlichen Wirtstube. Verspätete Mittagsrast, die sich lohnt Speck und Eier, Kaiserschmarren, und alles hausgemacht für kleines Geld!

  Wir trocknen unsere nassen Klamotten an dem großen Kachelofen, und genießen noch eine Kaffee bevor es wieder herausgeht, um die restlichen 1000 hm kaputt zu machen.

 

Speedabfahrt durch ein traumhaft schönes Tal, das all zu schnell an mir und Arkan vorbeirauscht. Gut dass Alex und Christoph Fotos gemacht haben. Zauberlehrling Arkan muß schon wieder zirkeln, bevor wir dann in Pfunders ankommen. Weiter bergab auf Asphalt mit Volldampf aus eigener Kraft (oder in meinem Fall mit Hilfe von Alex Windschattens) geht es bis nach Vintl im Pusrertal. Hier suchen wir unser Hotel, dass wir dann beim zweiten Anlauf an der Hauptstraße finden.

 

Super Neubau, mit tollen Zimmern, Handtüchern, gratis Helmmützen (Quizfrage was ist das?) und einem Sauna und Wellnessbereich vom feinsten. Während unsere Frauen noch von der Wellnessoase träumen, räkeln wir uns auf den Wasserliegen unter dem Sternenhimmel bei Kräutertee. Whirlpool Sauna und Aromadusche....

Gerade das Richtige für den Ausklang dieses doch anstrengenden Tages.

Das Abendessen in dem Haus eigenen Pizzarestaurant ist sehr gut, bis auf Arkans Pilzrisotto ... (aber mehr zu den Auswirkungen morgen).  Heute erhält Arkan seinen neuen Namen : Sylvester (wie Stallone) Geh Arkan sag mal Ääidriän!

Für den in den letzten Tagen enorm erstarkten Christoph ist Arnold (wie Schwarzenegger) im Gespräch, aber wir finden im weiteren Verlauf der Tour noch einen passenderen Namen. Der Abend wird geprägt von Arkans Ausspruch an Alex:

 

Hey Alex dir fehlt der Biss am Berg! 

Dieser Ausspruch war eine klare Kriegserklärung. Die Schlachtfelder der nächsten Tage waren die Gipfel von Cinque Croce, Passo Valles und so weiter.

 

Gegen 21:45 trudelt dann auch Michael ein. Wir zischen noch ein gemeinsames Bier und begeben uns zur Ruhe.

 
 

Was keiner wagt, das sollt ihr wagen
was keiner sagt, d
as sagt heraus
was keiner denkt, das wagt zu denken
was keiner anfängt, das führt aus.
Goethe